Fluchthilfe

Die Ärztin Emma Reich, Foto (ca. 1938) und Brief (1943), BFUW Archives, Women's Library, London.

 

Die IFUW übernahm während der Zeit des Nationalsozialismus umgehend die Funktion eines transnationalen Netzwerks für weibliche akademische Fluchthilfe. Von 1933 bis zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 lag der Schwerpunkt der Hilfsaktionen in Großbritannien. Die BFUW unterstützte zwischen 1933 und 1938 zunächst vor allem Wissenschaftlerinnen. Ab dem Sommer 1938 traten humanitäre Formen der Fluchthilfe in den Vordergrund und dehnten sich auf verfolgte Akademikerinnen aller Professionen aus dem wachsenden Machtbereich des Deutschen Reiches aus.

 

Die BFUW richtete im Mai 1938 ein Ad-Hoc-Komitee für Flüchtlingsfragen ein und betraute im September 1938 die 40jährige Wienerin Erna Hollitscher mit der Führung eines Flüchtlingsbüros. Hollitscher, die selbst im Juni des Jahres von Wien aus nach London geflohen war, wurde im Nu Kopf und Herz der Flüchtlingsarbeit der BFUW. Sie führte Korrespondenzen mit über 500 hilfesuchenden Kolleginnen.

 

Diese umfangreiche Korrespondenz ist vollständig im Archiv der BFUW erhalten, bis auf Weiteres jedoch nicht zugänglich. Das Archiv der BFUW war bis Mitte der 1990er Jahre im internationalen Gästehaus der BFUW, Crosby Hall, untergebracht und wurde nach der Schließung des Hauses in die Bibliothek der Universität von Portsmouth verlagert. Im Sommer 2000 sorgte die BFUW für die Übernahme des gesamten Bestandes in die Women’s Library in London, um sie archivgerecht bewahren und leichter zugänglich machen zu können. Der Transfer der 93 Kisten von Portsmouth nach London erfolgte allerdings so ungeordnet und unsachgemäß, dass der Bestand seitdem bis auf Weiteres für die Benutzung gesperrt ist. Die Women’s Library selbst ist zudem zur Zeit wegen drastischer Sparmaßnahmen von der Schließung bedroht. Derzeit laufen Verhandlungen, die Women’s Library an einen anderen Standort zu verlegen, um ihre Zukunft zu sichern.